In einem starr geerdeten Netz tritt auch bei einem Erdkurzschluss am fehlerbehafteten Leiter ein sehr großer Fehlerstrom auf. Ein naheliegender Ansatz ist daher das Netz nicht zu erden. Allerdings bestehen zwischen den Leitern und Erde elektrische Kapazitäten, die wie Kondensatoren wirken. Je „größer“ oder „länger“ ein nicht geerdetes Wechselstromnetz ausgelegt ist, umso größer werden die elektrischen Kapazitäten und damit wird der Fehlerstrom beim Erdkurzschluss höher.

Ebenso höher wird für ein gelöscht betriebenes Netz der Bedarf an Gegenstrom zur Kompensation des Fehlerstroms . Ab einer bestimmten Größe des Netzes kann der Fehlerstrom nicht mehr im erforderlichen Ausmaß durch Kompensation zuverlässig begrenzt werden. Nationale und internationale technische Normen geben von der Betriebsspannung abhängige Grenzwerte für den Fehlerstrom an und legen fest, dass der Bedarf an Gegenstrom, auch Löschbedarf genannt, nicht mehr als das Zehnfache des zulässigen Fehlerstroms betragen darf.

Der Fehlerstrom kann andernfalls zu hoch werden, sodass ein Lichtbogen nicht mehr automatisch gelöscht wird, aber auch an Fehlerstellen, die bis zu dieser Stromstärke ungefährlich sind, sich dann ein Gefährdung ergeben kann.

Die Physik setzt auch hier Grenzen, was die Möglichkeiten der Löschung betrifft. Je höher die Spannung ist, umso höher wird auch die Wirkung der elektrischen Kapazität einer Leitung und damit steigt der Kompensationsbedarf, der z.B. bei 110-kV-Kabeln 27-mal höher ist als bei 110-kV-Freileitungen.